Mythos 3 zu Ernährung und Fettstoffwechsel | Interessante Artikel
Zur Ernährung und zum Fettstoffwechsel:
Mythos 1:
Übergewicht und Adipositas sind mit Herzinsuffizienz assoziiert und beeinflussen die Prognose stets negativ.
Nur zum Teil richtig.
Es stimmt, dass Adipositas mit den bekannten Ursachen einer Herzinsuffizienz wie Hypertonie, koronarer Herzkrankheit sowie linksventrikulärer Hypertrophie und auch Diabetes bzw. dem metabolischen Syndrom assoziiert ist. Dies wird durch Fälle untermauert, bei welchen durch Gewichtsabnahme der Patienten die Herzinsuffizienz verbessert werden konnte (Adipositas-assoziierte Kardiomyopathie). Bei der Prognose herzinsuffizienter Menschen sieht die Lage allerdings etwas anders aus: In Studien3,4,5 konnte gezeigt werden, dass Übergewichtigkeit – und bis zu einem bestimmten Grad auch Adipositas – mit einer höheren Überlebenswahrscheinlichkeit verbunden ist als Normalgewichtigkeit. Die Überlebenswahrscheinlichkeit nimmt bis zu einem Body Mass Index (BMI) < 30 kg/m2 linear zu, bildet bei einem BMI zwischen 30,0 und 34,9 ein Plateau und fällt bei größeren BMI-Werten wieder ab.
Dieses auf den ersten Blick widersprüchlich erscheinende Phänomen aus Übergewicht und höherer Lebenserwartung wird auch als „obesity paradox“ (Adipositas-Paradoxon) bezeichnet: Wie in der Abbildung zu sehen, steigt das Überleben ab einem BMI zwischen 25-29,9 kg/m² plötzlich linear an, obwohl die Patienten damit bereits im Bereich einer Präadipositas liegen. Zwischen einem BMI von 30,0 und 34,9 (Adipositas Grad I) bleibt die Überlebenswahrscheinlichkeit unverändert hoch, um dann mit steigenden BMI-Werten ≥ 35 kg/m² wieder linear zu sinken. Zusammengefasst lässt sich also sagen, dass ein Patient mit einem BMI von 35 kg/m² paradoxerweise eine ebenso hohe Überlebenswahr¬scheinlichkeit hat, wie ein weniger Übergewichtiger mit BMI 27 kg/m². Dabei sind diese Beobachtungen nicht nur von statistischer Relevanz, sondern wurden auch bei anderen Krankheitsbildern wie der COPD und verschiedenen Krebsarten sowie bei Nieren¬insuffizienz oder Leberzirrhose gemacht.6 Zurückzuführen ist das „obesity paradox“ auf verschiede Ursachen:
- höhere Dosierung der effektiven neurohumoralen Medikamente (bedingt durch den mit hohem BMI assoziierten höheren Blutdruck)
- ein erhöhtes Cholesterin und die damit höhere Konzentration an Lipoproteinen, welche die für den Erkrankungsprogression ungünstigen Lipopolysaccharide und bakterielle Endotoxine neutralisieren
- die vom Fettgewebe exprimierten TNF-alpha-Rezeptoren, die das ungünstige, proinflammatorische TNF-alpha neutralisieren
- Verzögerung der krankheitsbedingten Auszehrung (Wasting Syndrom) durch die metabolische Reserve Körperfett
Quelle: coliquio-Ärztenetzwerk